Mein Verhältnis zum „Building-Information-Modeling“ (BIM), wurde geprägt durch meine vielschichtigen Erfahrungen aus unzähligen Bau-IT-Projekten der letzten 35 Jahre.

Einerseits bin ich begeistert davon, was die Marketingstrategen der großen Softwarehäuser mit Ihrer BIM-Kampagne ausgelöst haben, andererseits ist nicht alles, was aus der Kampagne wurde, so nützlich wie es scheint.

Auf jeden Fall hat der BIM-Begriff, dem objektorientierten 3D-CAD-Entwurf und die 3D-CAD-Konstruktion, endlich den schon lange von mir erwarteten Schub, in die praktische Nutzung gegeben.

Stark vermehrt nutzen Planer heute die Möglichkeit, aus einem digitale erstellten 3D-Bauwerks-Model, alles was für den weiteren Planungs- und Bauablauf benötigt wird, aus dem von ihnen erzeugten 3D-Model abzuleiten.

3D Visualisierungen, 3D-IFC-Kommunkationsmodelle, 2D-Grundrisspläne, 2D-Details, 2D-Schnitte und Ansichten, Mengenermittlungen der Volumen- und Flächenkörper (z.B. Wand, Decke, Dach) sowie die Ausgabe Listen mit der Anzahl spezieller Bauteile zu (z.B. Fenster, Türen, Technische-Gebäude-Ausrüstung). Auch sind Berechnungen zum Wärmeenergiebedarf, nötiger Luftaustausch, erforderliche Beleuchtung und alle mittlerweile notwendigen Nachweise zu einer besonders nachhaltigen Bauweise, den CO² Fußabdruck des Bauwerks und der angestrebten zukünftigen Kreislaufwirtschaft aus dem Model heraus möglich.  Natürlich alles unter Anreicherung der 3D-Modelle mit Alphanumerischen Informationen (Metadaten) und in Verbindungen zu offenen SQL-Datenbanken,

All dies, ist allerdings keine Besonderheit einer speziellen BIM-Planungs-Software, sondern einfach eine logische Konsequenz aus den technologischen Möglichkeiten, der am Markt verfügbaren 3D-CAD-Systeme für das Bauwesen.

Alle am Markt verfügbaren 2D/3D-CAD-Systeme waren aus Sicht ihrer Marketing-Strategen und ihrer Interpretation von BIM, auf einen Schlag BIM-System. Alle CAD-Systeme die heute noch verfügbar sind, können das ober erwähnte, mehr oder weniger gut, schon seit 30-Jahren und mehr.

Der große Unterschied zu früheren CAD-Zeiten ist nur, dass wir heute technologisch eine wesentlich leistungsfähigere Hardware, sehr schnelles Intranet und ein leistungsfähiges Internet (nicht immer, nicht überall, aber immer öfter) zurückgreifen können.

Die vor ca. 15 bis 20 Jahren erstmals von einem CAD-Softwarehersteller eingeführte BIM-Begrifflichkeit (im Marketing ihrer Produkte), legte den Grundstein für den enormen Erfolg der BIM-Begrifflichkeit.

Ein sehr von mir geschätzter Kollege (hallo Ralf) brachte es für mich auf den Punkt, als er sagte: „BIM ist nichts anderes, als ein Katalysator für die Digitalisierung des Bauwesens“

Denn BIM, ist aus der Sicht von Planern, die schon lange mit und an 3D-Modellen planen, ein alter Hut, nur mit einer neuen, durchaus logischen und modernen Nutzungsbegründung.

Alle Planer arbeiten auf der Grundlage eines digitalen 3D-Bauwerksmodells, digital sehr gut vernetzt, kollaborativ gemeinsam, zusammen. Eindeutig ist hier der absolute Vorteil, des Grundgedanken des BIM zu erkennen: An einem „digitalen Zwilling“ vor Baubeginn alle Planungsfehler zu erkennen, sie zu verhindern und somit unnötige Kosten und Probleme zu vermeiden.  Hört sich richtig gut an, leider liegt der Teufel im Detail. Inzwischen wissen wir, dass es noch viele Hindernisse zu überwinden gibt.  

Nachdem man in den letzten Jahren unglaublich viele Interpretationen von dem was BIM eigentlich ist, überall lesen durfte, wissen hoffentlich inzwischen alle, was es nicht ist:   BIM ist keine Software! Auch mit vielen anderen Definitionen, habe ich so meine Probleme.

Warum der BIM-Begriff so schwer zu fassen ist, liegt an seiner begrifflichen Unschärfe und daran, dass wir gemeinsam als weltweite „Bau-Community“ uns keine BIM-Bibel geschrieben haben. Jeder kann, darf und hat, aus seiner fachlichen Blase heraus, BIM für sich definiert. Auch als es aufgrund von nicht kompatiblen Datenformaten schwierig wurde BIM folgerichtig zu argumentieren, waren es wieder die Marketing-Strategen, die einen Ausweg fanden. Die Begrifflichkeit „openBIM“ wurde geboren. Offensicht für viele ein Ausweg, für mich in seinen offensichtlichen Grenzen, ein nicht zu akzeptierender Rückschritt, der dem digitalen Prozessen des Planen, Bauen und Betreiben, die besondere Nachhaltigkeit verweigert, die es verdient hätte.

Als bauende und seine Umwelt gestaltende Gemeinschaft, haben wir anscheinend die Reibungsverluste akzeptiert, die durch „openBIM“ entstehen.

BIM muss einen nachweisbaren Nutzen haben, darum behalte ich in meinen Projekten vorrangig, die maximale Nachhaltigkeit, aller von mir beratenen Strukturen, Tätigkeiten und Prozesse für meine Auftraggeber im Fokus.